Über die Gründe meines Versagens
Gestern habe ich nicht gebloggt.
Die Ursache dafür liegt in meinen deutschen Genen. Ich fürchte, ich muss dazu ein wenig ausholen.
Fernab der deutschen Heimat wird einem die eigene Identität durch die tägliche Konfrontation mit Fremden und Fremdem deutlich vor Augen geführt. Man sympathisiert mit anderen Deutschen, rottet sich mit Europäern zusammen und lästert über die kleinen Eigenheiten der Amerikaner.
Dass alles hier groß ist, die Portionen im Restaurant, die Mülleimer, die Supermärkte, die Autos, dass sie nicht viel von Energiesparen halten, dass sie Kitsch mögen und Militär ziemlich gut finden.
Auf der anderen Seite möchte man aber auch in die neue Kultur eintauchen, und dazu gehört es, amerikanische Freunde zu finden, möglichst vieles mitzumachen, und zu versuchen, kulturelle Unterschiede als solche anzuerkennen und nicht zu bewerten oder abzuwerten. Dies ist ein schmaler Grat, und manche kommen ganz gut klar und manche geben auf, halten alle Amis für blöd, haben eine ganz furchtbare Zeit hier und wollen möglichst schnell wieder nach Hause.
Es ist offensichtlich, dass ich den ersten Weg gewählt habe. Nun wird man aber, nur, weil man mit Amis abhängt, nicht zum Amerikaner. Man grenzt sich zumindest schon mal sehr durch seinen Akzent ab. Um aber nicht einfach nur die Person zu sein, die komisch spricht, versucht man also, einige positive Aspekte der eigenen Kultur nach außen zu tragen. Meine französische Bekannte Joanna zum Beispiel hat die Rolle eines Käse-Snobs angenommen. Sie verachtet amerikanischen Käse und tut das bei jeder Gelegenheit kund. Ich vermute, in Wirklichkeit findet sie den Cheddar hier ganz ok, zumindest schmecken ihr die Quesadillas im Winberie’s ganz gut.
Ich als Deutsche musste mir nun überlegen, ob ich mit deutscher Effizienz, deutschen Autos, deutscher Direktheit oder etwas anderem identifiziert werden wollte. Es ist aber nicht so, dass dies eine bewusste Entscheidung ist, sondern das entwickelt sich einfach. Offensichtlich bin ich nun Bierexpertin in Theorie und Praxis.
Als solche wurde ich bei der letzten Party am Freitagabend zum Bier-Pong angemeldet. Beim Bier-Pong spielen zwei Zweier-Teams gegeneinander, jedes Team hat an seinem Ende der Tischtennisplatte 10 Becher mit Bier in Dreieckform aufgestellt, und Ziel des Spieles ist es, den Pingpong-Ball in die Becher des Gegners zu werfen. Gelingt dies, muss der Gegner das entsprechende Bierglas leeren.
Wer zuerst kein Bier mehr vor sich stehen hat, verliert, muss die verbleibenden Biere des Gegners leeren und den Tisch verlassen. Die Sieger treten gegen die nächsten Herausforderer an. Es gibt noch einige weitere Regeln:
Üblicherweise siegt ein Team nicht allzuoft hintereinander, da das Bierleeren sich negativ auf das Zielvermögen auswirkt. Bier-Pong wird an der Uni von Beginn des ersten Semesters an gelehrt, so dass alle meine Gegener mindestens 5 Jahre Spielerfahrung besaßen. Nun bin ich aber kein Spielverderber, klärte meinen Partner über meine mangelnde Erfahrung auf, und darüber, dass ich keinerlei sportlichen Ehrgeiz besitze, und machte so gut wie im Alleingang drei gegnerische Teams hintereinander platt. Mein Teampartner trug jedenfalls nicht allzviel bei. Von den Gegnern war nur ein Team richtig schlecht, aber ich war “on fire”, wie man hier so schön sagt. Da dieses Spiel das Trinken von Bier beinhaltet, konnte ich offensichtlich nicht scheitern, und dafür mache ich meine deutschen Gene verantwortlich.
Die Siege waren allerdings teilweise recht knapp, so dass auch auf unserer Seite Verluste zu beklagen waren, in Form von Zurechnungsfähigkeit der Teammitglieder. So hielt ich es für eine gute Idee, nach all dem seltsamen Bier (Miller Lite) noch Bier (Jever) zu trinken, sowie Gin Tonic. Lieber Daniel, du hattest recht. Ich war müüüüde am nächsten Tag, und nicht in Stimmung, kreativ zu werden und zu schreiben. Ich hab es dann auf später verschoben und dann ganz einfach vergessen. Shame on me!
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